Schleie (Tinca tinca)

Gefährdung der Fischart Schleie

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Gefährdung

Nicht zuletzt aufgrund ihrer in Deutschland weiten Verbreitung wird die Schleie im Allgemeinen als ungefährdet eingestuft. Dies gilt sowohl für die Einstufung der Art in den meisten deutschen Bundesländern als auch für die bundesweite Einstufung. Eine Bewertung der möglicherweise insbesondere in unseren Flüssen fehlenden Reproduktionsfähigkeit wurde dabei aber eher nicht vorgenommen. Daher lässt sich aus den vorhandenen Roten Listen der Länder und des Bundes kaum einschätzen, wie es um den Bestand der Art ohne die massiven Besatzmaßnahmen in Deutschland bestellt wäre.

kanalartiger Flussausbau © anglermap.de – ausgeräumte und kanalartig ausgebaute Flüsse bieten keinen Gewässerausbau mehr für Schleien

Auch unsere naturnahen Stillgewässer mit eher guten Lebensbedingungen für die Art Schleie wurden in der Vergangenheit durch übermäßige Nährstofffrachten vielerorts negativ verändert. Im Zuge dieser zunehmenden Eutrophierung kommt es oft zu einer starken Wassertrübung, in deren Folge aufgrund des reduzierten Lichteinfalls die Pflanzenbestände zurückgedrängt werden und sich die Bedingungen für unsere heimische Schleie stark verschlechtern. Dieser negative Einfluss scheint sich in den letzten Jahren glücklicherweise zu verringern und in zahlreichen Binnenseen konnten die Nährstoffeinträge sukzessive zurückgefahren werden. Von der damit verbundenen Steigerung der Sichttiefe werden die betroffenen Schleienbestände sicher profitieren.

Schleie © Christoph Lomberg – adulte Schleie auf Nahrungssuche

Besonders der flächendeckende massive Ausbau unserer Flüsse hat den Lebensraum unserer heimischen Schleie vielerorts vernichtet. Natürliche Uferzonen mit stark variierender Uferlinie und regelmäßig vorhandenen Einbuchtungen, in deren strömungsarmen Bereichen sich eine reiche Unterwasserflora ausbilden kann, sind im Erscheinungsbild unserer Flüsse heute nahezu völlig verschwunden. Strömungsberuhigte Zonen finden wir in den meisten Flüssen nur noch im Bereich der künstlich angelegten Buhnen, deren Stillwasserbereiche aber nur selten die für die Schleie so entscheidenden Pflanzenbestände aufweisen. Im Zuge der verbesserten Wasserqualität und dem damit verbundenen Rückgang der Wassertrübung hat sich die Ansiedlung von Wasserpflanzen zumindest dort, wo der Wellenschlag der Schifffahrt dies nicht verhindert, verbessert und selbst im Rhein findet man heute an einigen Stellen wieder erste stabile Ansiedlungen von Unterwasserpflanzen. Dies kann sicher als zumindest kleiner Teilerfolg gewertet werden.

Neben dem Hauptstrom selbst waren es auch in der Vergangenheit meist die zahlreich vorhanden Nebengewässer der Flüsse, die mit ihren meist flachen, sommerwarmen und pflanzenreichen Arealen den Schleien beste Fortpflanzungsbedingungen bieten konnten. Diese Altarme bildeten die Kinderstube der Schleienpopulation und versorgten den Hauptstrom mit nachwachsenden Exemplaren. Aber auch diese Nebengewässer sind heute nur noch rudimentär vorhanden und zudem oftmals verlandet oder vom Hauptstrom abgeschnitten, so dass ihre ehemalige Funktion als Laichgewässer für Sommerlaicher wie die Schleie nicht mehr zur Verfügung steht. Heute noch existierende oder neu geschaffene Nebengewässer wie Häfen oder stromnahe Auskiesungen sind aufgrund ihrer meist eher lebensfeindlichen Gestaltung kaum in der Lage, diese Lücke zu füllen. Ihnen fehlen oft die erforderlichen Flachzonen, die eine ausreichende Erwärmung und die Ansiedlung einer geeigneten Unterwasserflora gewährleisten können.

bewachsene Flachzone © anglermap.de – Flachzonen mit reichem Pflanzenwuchs bieten der Schleie geeigneten Lebensraum

Die Bedeutung der Flussauen mit ihren Randgewässern und Überflutungsbereichen als Lebensraum aller Flussbewohner rückt in den letzten Jahren glücklicherweise zunehmend ins Bewusstsein des Naturschutzes und der Politik. Nicht zuletzt die teilweise dramatischen Auswirkungen von Hochwasser in unseren eingedeichten und regulierten Flüssen haben dazu geführt, dass heute ernstzunehmende Aktivitäten entstanden sind, unseren Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Die Entfesselung von Uferzonen, die Rückverlegung von Hochwasserdämmen, die Anbindung oder Restaurierung von Altwässern sowie der Rückbau von Stauwehren sind geeignete Maßnahmen, zumindest regional wieder halbwegs natürliche Flussauen zu schaffen, die auch der Schleie als Flussbewohner zugutekommen werden.