Schleie (Tinca tinca)

Fortpflanzung der Fischart Schleie

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Fichliste klein

Fortpflanzung

Schleien zählen zu den Sommerlaichern und laichen ab einer Wassertemperatur von 19-20°C. Ideale Entwicklungstemperaturen liegen bei stabil über 20°C. Die Laichzeit fällt daher in Deutschland meist auf die Monate Juni und Juli, kann sich jedoch je nach Verlauf der Wassertemperaturen auch bis in den August hinziehen oder bereits Ende Mai einsetzen. In durchgehend flachen Teichen und Weihern werden die geeigneten Temperaturen dabei oft früher erreicht als in größeren Seen mit weniger ausgedehnten Flachzonen.

Schleie © H.-J. Jochims – junge Schleie von ca. 4,5 cm

Zur Laichzeit suchen die Schleien in kleineren Trupps meist ufernahe, flache und pflanzenreiche Bereiche ihrer Wohngewässer auf. Größere Wanderungen werden dabei in der Regel nicht durchgeführt. Als ausgesprochene Pflanzenlaicher (obgligat phytophil) sind die Schleien auf das Vorhandensein von Wasserpflanzen unbedingt angewiesen. Eine erfolgreiche Reproduktion kann in Gewässern ohne geeigneten Pflanzenbewuchs nahezu ausgeschlossen werden.

Unterwasserflora © Juliane & Marcel Gierth – Wasserpflanzen

Schleien legen ihre Eier als Portionslaicher meist nicht in einem einzigen Laichvorgang komplett ab, sondern verteilen die kleinen klebrigen Eier in mehreren Schüben über die Wasserpflanzen. Häufig sind es 3 oder mehr Laichvorgänge, bei denen jeweils 10-50% der verfügbaren Eimenge abgelegt wird. Zwischen den einzelnen Laichablagen liegen meist mehrere Tage, in denen die Laichreife der Eier fortschreitet. Der Laichvorgang kann sich dabei insgesamt über den Zeitraum von mehr als einem Monat erstrecken.

Die Eier der Schleie sind recht klein. In Abhängigkeit ihrer eigenen Körpergröße variiert die Größe der grünlich gefärbten Eier meist zwischen 0,8 und wenig mehr als 1,0 Millimeter, wobei bei kleinwüchsigen laichreifen Schleienweibchen auch Eigrößen kleiner als 0,5 mm vorkommen. Insgesamt ist das Fortpflanzungspotential der Schleie sehr hoch. Eine durchschnittlich große weibliche Schleie produziert etwa 300.000 Eier, bis zu 900.000 Eier sind bei großen Exemplaren möglich.

Die Eier werden bei jedem Laichvorgang an die Wasserpflanzen angeheftet und benötigen bei einer Wassertemperatur von stabil 20°C etwa 3-4 Tage bis zum Schlupf. Die etwa 4-5 mm großen Fischlarven besitzen am Kopf Klebedrüsen, mit denen sie sich an den Pflanzen der Umgebung anheften bis sie zur selbstständigen Fortbewegung übergehen. Auf diese Weise wird verhindert, dass die kleinen noch nicht schwimmfähigen Larven auf den schlammigen Boden der Umgebung fallen, auf dem sie kaum überlebensfähig wären.

Unterwasserflora © anglermap.de – ausgedehnte Unterwasserflora: gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Reproduktion der Schleie

Sowohl die Eier als auch die ausgeschlüpften Larven benötigen für ihre Entwicklung möglichst stabil hohe Temperaturen von möglichst mehr als 20°C. Temperaturschwankungen in der Entwicklungsphase der kleinen Schleien wirken sich besonders stark aus und führen häufig zu großer Sterblichkeit bis zum Totalverlust. Diese oft fehlende Temperaturstabilität ist sicher auch der Hauptgrund für das Ausbleiben einer erfolgreichen Reproduktion in vielen Gewässern bei ansonsten guten Bedingungen.

Anfangs ernähren sich die kleinen Schleien vom Kleinstplankton des Gewässers, gehen aber schon bald auf Grundnahrung über. Sie erreichen unter guten Bedingungen im ersten Jahr eine Größe zwischen 5 und 8 cm, im zweiten Jahr 10-15 cm und nach drei Jahren etwa 20-25 cm. Die Männchen erreichen die Laichreife ab dem 2.-3. Jahr, die Weibchen meist etwas später (3.-4. Jahr).