Nase (Chondrostoma nasus)

Gefährdung der Fischart Nase

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Gefährdung

Lange Zeit war die Nase aus vielen ehemaligen Wohngewässern verschwunden. Hierfür gab und gibt es sicher mehrere Gründe. So führte die Regulierung unserer Flüsse - selbst wenn sie nur in Teilstrecken eines Flusses durchgeführt wurde - zu völlig veränderten Abflussverhältnissen. Die Strukturlosigkeit, die leider auch heute noch auf viele Flüsse zutrifft und die damit einhergehende Monotonie der vorherrschenden Lebensbedingungen führte in vielen Flüssen dazu, dass Nasen vielleicht noch ausreichende Nahrungsressourcen zur Verfügung standen, die zum Ablaichen notwendigen flachen und gut überströmten Kiesbänke aber waren vielerorts nach den Regulierungsmaßnahmen verschwunden und mit ihnen die Reproduktonsfähigkeit der auf diese Strukturen angewiesenen Kieslaicher, zu denen auch die Nase gehört.

Siegwehr © anglermap.de – Siegwehr bei Buisdorf, im hinteren Teil als Rauhgerinne umgestaltet

Eine weitere Ursache lag im Bau der zahlreichen Querbauwerke, die zunächst meist ohne geeignete Fischtreppen oder Umgehungsgerinne gebaut wurden und damit vielen Fischarten den Weg zu ihren Laichgründen versperrten. Eine wesentliche Ursache für das Verschwinden der Nasen in den vergangenen Jahrzehnten war jedoch die zunehmende Wasserverschmutzung mit anorganischen und organischen Abfällen, die nur noch einigen wenigen sehr anspruchslosen Fischarten wie Rotaugen, Brachsen oder Ukeleis ein Überleben ermöglichte.

kleines Wehr © anglermap – kleine Staustufe als Wanderhindernis

Im Ergebnis waren die einst reichen Bestände dieser Art in den meisten eigentlich geeigneten Flüssen verschwunden und wurden durch das teilweise massenhafte Auftreten der genannten anspruchslosen Arten ersetzt. Noch in der Roten Liste des Jahres 1998 war die Nase in Deutschland als stark gefährdet eingestuft.

Mit der zum Teil deutlichen Verbesserung der Wasserqualität und der Beseitigung vieler Wanderhindernisse in unseren Flüssen sind auch die Nasen zurückgekehrt oder haben sich nach initialen Besatzmaßnahmen zu stabilen reproduktiven Populationen entwickelt.

Heute ist die Nase in Deutschland wieder verbreitet anzutreffen und bildet erfreulicher Weise in einigen Mittelläufen größerer und mittlerer Flüsse schon wieder starke und reproduzierende Bestände. Die regionale Ausbreitung der Art stellt sich jedoch sehr unterschiedlich dar. Während in einigen Flüssen besonders von Süd- und Westdeutschland heute teilweise wieder große Schwärme mit manchmal Hunderten von Einzelexemplaren anzutreffen sind, sind die Verhältnisse zum Beispiel in Brandenburg noch nicht zufriedenstellend. Zwar wird die Nase zum Beispiel in der Oder wieder regelmäßig gefangen, von den ehemals großen Beständen ist ihr heutiges Auftreten jedoch noch weit entfernt. Oftmals ist es heute nicht mehr allein die Wasserqualität, die eine erfolgreiche Ausbreitung mit dieser Art verhindert. Vielmals sind es eher die unüberwindlichen Querbauwerke in den Nebenflüssen, die eine Wanderung zu den Laichplätzen unmöglich macht und so eine erfolgreiche Vermehrung verhindert. Anders als bei vielen sonstigen Arten ist die Nase bei vorhandenen Wanderhindernissen nicht in der Lage, auf Alternativen in ihrem Wohngewässer auszuweichen, da oftmals nur in den kleinen Nebenflüssen die zum Laichen benötigten Bedingungen vorhanden sind.

Wehr © anglermap – Endstation für wandernde Nasen

In der Roten Liste des Jahres 2009 wurde die Bestandsverbesserung für die Nase berücksichtigt und die Fischart "nur" noch auf die Vorwarnliste gesetzt. Allerdings wird die Nase aufgrund ihrer generellen Verbreitung ebenso wie zum Beispiel die Barbe als Art geführt, für die Deutschland eine besondere Verantwortung trägt.

Ein Grund für die regional sehr unterschiedlichen Verbreitungsmuster der Nase ist sicher auch in der Verfügbarkeit entsprechend geeigneter Fließgewässer zu suchen, die nicht in jedem Bundesland in gleichem Umfang vorhanden sind. So weisen insbesondere die im Norden Deutschlands vorhandenen Flüsse ein für die reophile Nase nicht ausreichend großes Gefälle auf, so dass sich die Flussabschnitte in diesen Gebieten eher der Brachsenregion zuordnen lassen und somit von anderen Fischartengemeinschaften bevölkert werden.

Auch wenn viele Details zu den Lebensansprüchen der Nase noch zu erforschen sind, scheinen die Wasserqualität, der Ausbau unserer Fließgewässer und die Zerschneidung durch Querbauwerke besonders für die Nase einen starken Gefährdungsfaktor darzustellen. Hierbei scheinen vorhandene Gewässerbelastungen der Nase mehr zuzusetzen als anderen eher unempfindlicheren Arten wie dem Döbel. Daher zeigt die bundesweit erfreulicherweise eher zunehmende chemische Gewässerqualität positive Auswirkungen auf die Nasenbestände in Deutschland. Trotz dieser positiven Entwicklung darf die Verbesserung der strukturellen Gewässergüte jedoch keinesfalls vernachlässigt werden. Hierzu gehören der Rückbau vorhandener Ausbaumaßnahmen sowie die Verbesserung der Passierbarkeit vorhandener Staustufen oder Wehre. Die hier aktuell vorhandenen Aktivitäten zum Beispiel im Rahmen des Wanderfischprogramms und die Einstufung der Nase als Verantwortungsart für Deutschland lassen für den Bestand der Nase auf eine weiterhin positive Entwicklung hoffen.

Nase © anglermap.de – Nasen gehören schon lange zu den gefährdeten Fischarten in Deutschland